Beschreibung
In dieser Studie geht es um Empfindungen der Zugehörigkeit in unterschiedlichen Deutungskontexten. Diese Empfindungsmuster, erst durch die Wahrnehmung der Fremde sichtbar, werden exemplarisch an Reisenden und Diaspora-Gruppen untersucht.Ausgangspunkt ist die Peripherie der Habsburgermonarchie, des Zarenreichs und des Osmanischen Reichs, die Grenzgebiete und Schnittstellen, an denen sie sich berührten. Besondere Aufmerksamkeit gilt ereignisgeschichtlich der Epoche zwischen dem Frieden von Kütchek Kainardsche 1774 und dem Jahre 1918, dem Zusammenbruch der drei Imperien und dem sich ausbreitenden nationalstaatlichen Prinzip.Die Ordnungssysteme dieser Vielvölkerreiche entsprachen den Lebensformen von Diaspora-Gruppen eher, als jene der nach sprachlicher, ethnischer und religiöser Homogenität strebenden Nationalstaaten. Die aufgebrochenen Großreiche und die nunmehr zu kleineren Staaten gefügten 'nationalen' Räume von Bevölkerungsmehrheiten standen dem durch Kommunikation und Mobilität gebildeten transterritorialen und transnationalen Beziehungsgeflecht von Diaspora-Gruppen gegenüber, das von Reisenden und ihren Narrativen geknüpft, entfaltet und gepflegt wurde.Auf der Basis von exemplarisch ausgewählten Reiseberichten, Briefen, Tagebüchern und Archivmaterialien untersucht die Autorin Bewegungen in alle Welt mit der Frage, welche Transformationen die Mobilität im Menschen und seinen Empfindungen auslöst. In einem transethnischen Vergleich zeigt sie die Verstrebung von Mobilität und Habitus. Es geht um Denkstile, Wahrnehmungen und Empfindungen von Menschen, die das Transterritoriale in seiner Hybridität verkörpern. Phänomene der Mobilität mit ihren entsprechenden Emblemen (z.B. Sprachenvielfalt oder disparate Zeiterfahrungen) sind verschiedenen Kalendern geschuldet und einem sakralen oder profanen Umfeld zugeordnet - und werden im Spannungsfeld von Ubiquität und Verwurzelung nach ihren mentalen Konsequenzen im Zeitalter von Nationalstaaten und Nationalismus befragt.