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Allmählich wird es Tag

Roman

Erschienen am 10.03.2014
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783492054942
Sprache: Deutsch
Umfang: 297 S.
Format (T/L/B): 3 x 21 x 13.5 cm
Einband: gebundenes Buch

Leseprobe

Ein leichter Wind wehte. Morgensonne am tiefblauen Himmel. Jeden Herbst erreichten die Santa-Ana-Winde Los Angeles. Fallwinde, die feinen roten Staub aus der Sierra Nevada und der Mojave-Wüste mit sich brachten. Erst kam der rote Wind, dann der Regen, der Straßen in Sturzbäche verwandelte und die Erde ins Rutschen brachte. Herbst und Winter. Zeit der Aufruhr. Feiner roter Staub hatte sich über Blätter und Blüten gelegt. Schwächte die Kraft der Farben. Dennoch sah der Garten einladend aus. Orangerot blühte die Akelei, Lupinen wiegten sanft ihre schweren Blüten im Wind. Daneben ein blauer Natternkopfbusch. Der Rasen im vorderen Teil des Gartens war auf ordentliche vier Zentimeter gekürzt. Das Grün hatte sich auch hier mit Rostrot gemischt, der Rasen hatte eine stumpfe braune Farbe angenommen. Ascheflocken waren vom Pool herübergeweht und bedeckten vereinzelte Grashalme. Sandsteinplatten führten zum Pool. Dorthin, wo sich der Garten zu einer großen Fläche öffnete, die von dichten, haushohen Büschen umschlossen wurde. Grau gefärbter Sandstein auch rund um den türkis gekachelten Pool. Dort, wo die Flammen geleckt hatten, war Ruß zu sehen. Filigrane Zitronenbäume in sorgfältiger Reihe. Geschmackvolle türkisfarbene Kübel, flankiert von großen azurblauen Tonbottichen, in denen 'Mule's Ears', eine kalifornische Art der Sonnenblume, wucherten. Es roch verbrannt. Wie ein gefällter Baum lag er da. Über zwei Meter lebloses Fleisch. Neben dem Pool, die Wange auf dem aschegrauen Sandsteinboden. Beine leicht verdreht. Blau gestreifte Pyjamahosen, ein abgewetzter offener Bademantel, dessen loser Gürtel in den Pool hing. Ein trockenes Blatt hatte sich in seinem Haar verfangen. Zerbrochenes Glas neben der großen Hand. Zwischen Daumen und Zeigefinger hatte er sich geschnitten, getrocknetes Blut auf dem Sandstein. Gesicht und Haar stumpf von Staub und Asche. Der rechte Hausschuh war in den Pool gefallen. Den trockenen Pool, dessen Boden jetzt mit einem riesigen Berg verkohlter Gegenstände und Ruß bedeckt war. Die Überreste seines vorherigen Lebens. Kein Türkis mehr zu sehen. Der Hausschuh lag unversehrt obenauf, er musste nach dem Feuer hineingefallen sein. Weinroter Filz mit dunkelgrünen Karos.  

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