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Was aus der Depression hilft

Das Leben akzeptieren, Verantwortung übernehmen, Schritte wagen

Erschienen am 22.03.2010
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783466308613
Sprache: Deutsch
Umfang: 237 S.
Format (T/L/B): 2.1 x 21.5 x 13.7 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Wege aus der Depression Holger Reiners litt viele Jahre selbst unter schwersten Depressionen. Heute weiß er, was Betroffene wirklich brauchen: im Akutfall einen Arzt oder Therapeuten, der den Depressiven in die Selbstverantwortung begleitet, mit der schweren Erkrankung vorurteilsfrei umgeht und dem Patienten nicht wertvolle Jahre seiner Lebenszeit stiehlt. Daneben ist Eigeninitiative gefragt. Wie diese aussehen kann, zeigt Holger Reiners überzeugend anhand seiner eigenen Erfahrung. Selbsthilfe für Depressive So finden Betroffene zurück in ein erfülltes Leben Die heilende Kraft der Selbstverantwortung

Autorenportrait

Holger Reiners, geb. 1948, ist freier Planer und Unternehmensberater in Hamburg. Viele Jahre war er Vorstandsmitglied im Deutschen Bündnis gegen Depression und in der Stiftung Deutsche Depressionshilfe. Er ist Autor verschiedener erfolgreicher Architektur- und Sachbücher. Mit seiner Familie lebt er in Hamburg.

Leseprobe

Es sind drei Zitate, die mich bei der Bearbeitung dieses Buches begleitet haben. Ich bin zuf?ig auf sie gesto?n, ihre Urheber haben nichts miteinander zu tun und die eine Quelle ist noch nicht einmal gesichert. Aber das ist nicht wirklich wichtig. Der viel begabte Philosoph Montaigne hat festgestellt: ?Wir sind, jeder von uns, reicher, als wir glauben.? In der Depression dagegen habe ich mich immer als besonders arm empfunden, arm an Begabung und arm an M?glichkeiten. Dass ich mich einmal reich f?hlen w?rde, habe ich mir nie vorstellen k?nnen. Heute, nach ?berwundener Krankheit, empfinde ich mich endlich doch noch vom Leben reich beschenkt. Ich habe meine Begabungen ebenso wie meine M?glichkeiten entdeckt und dieser Lebenszustand macht mich gl?cklich - f?r mich ein Synonym f?r Reichtum. Ja, ich bin heute reicher, als ich es mir je habe ertr?en k?nnen. Leonardo da Vinci hat einen anderen Aspekt des Lebens, der f?r das Verst?nis der Depression wichtig ist, so beschrieben: ?So wie das Eisen au?r Gebrauch rostet und das still stehende Wasser verdirbt oder bei K?e gefriert, so verkommt der Geist ohne ?ung.? In der Depression nehmen die kognitiven F?gkeiten deutlich ab, der Geist verkommt. Der Kranke sp?rt es und verzweifelt daran. Gleichzeitig - so glaubt er - kann er sich gegen den Verfall seiner Kr?e nicht wehren. Nur wer die Zusammenh?e von Ursache und Wirkung in der Depression - Rost - akzeptiert, vermag sich gegen die Reduzierung von seinen tats?lich vorhandenen Kr?en sch?tzen. Er muss das Eisen der verbliebenen M?glichkeiten nutzen, um dem Rosten auch des Selbstwertgef?hls entgegenzutreten. Goethe soll die Lebensmaxime formuliert haben: ?Ich wei?nicht, wer ich bin, und ich will es auch gar nicht wissen.? In der Depression erliegt der Kranke dem Gedankenstrudel der Selbstbefragung - bis zur Ersch?pfung und immer ohne Ergebnis. Wer bin ich und warum bin ich krank, wird zur Fessel der eigenen Lebensm?glichkeiten. Wer die drei Zitate einmal in aller Ruhe auf sich wirken l?t, kann aus ihnen den Anspruch an seine eigene Behandlung in der Depression ableiten: Auch ich verf?ge ?ber gewisse Mittel und vertraue denen, die die Erfahrung des selbst erreichten Lebensgl?cks nach der Depression gefunden haben. Und nichts soll mich von dem Wunsch zu leben abbringen. Ich will die Krankheit nicht ohne Gegenwehr geschehen lassen, mein Lebenswasser soll nicht verderben. Schlie?ich mahnt Goethe zu Recht, dem Wissen um sich selbst nicht allzu viel Bedeutung beizumessen. Wie lange habe ich selbst in der Depression nicht gewusst, wer ich bin. Ich wei?es bis heute nicht. Ich wei?nur, wer ich bisher war, was meinen Lebenselan wieder entfacht hat, aber ich wei?nicht, ob und wer ich morgen sein werde. Wir k?nnen uns w?nschen, so oder so zu sein. Aber sind wir dann noch wir selbst? In der Depression geht es um das ?erleben. Es geht darum, die Krankheit zu ?berwinden und niemals an unserer Selbstverantwortung zu verzweifeln - so kraft- und mutlos wir auch immer wieder einmal sein m?gen. Die Muskeln der Seele k?nnen wir nur selbst trainieren. Die Frage nach dem Warum bringt uns in der Depression nicht weiter - bei der Krebserkrankung ist es nicht anders. Wir sind gezwungen, das Leben zu akzeptieren, unsere Verantwortung anzunehmen, und wir sollten das Leben nicht nur geschehen lassen, sondern es wagen, alle Facetten dieses uns geschenkten Daseins zu erfahren. Wer dagegen das Leben flieht, bringt sich um alles. MichVerantwortung in der Depression oder: Der Weg zur Seelenapotheke ?Binde deinen Karren an einen Stern.? Dieser Satz kann als Lebensmotto von Leonardo da Vinci gelten - so ist es jedenfalls ?berliefert. Leonardo, der gro? K?nstler der Renaissance, das Universalgenie, das seine Aufzeichnungen in Spiegelschrift verfasste, die ersten Flugapparate konstruierte, die Anatomie des menschlichen K?rpers erforschte und die geheimnisvollsten und kostbarsten Bilder der europ?chen Kunstgeschichte malte. Leonardo da Vinci hatte Depressionen.

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