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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783453405561
Sprache: Deutsch
Umfang: 447 S.
Format (T/L/B): 3 x 18.8 x 12 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

"Gefühle habe ich schon, nur keine Zeit dafür." Richard Novak, reich geworden mit Aktienhandel, geschieden, verliert den Boden unter den Füßen, als er einen Herzinfarkt erleidet. Er stellt fest: Er hat niemanden, mit dem er über sein Leid reden könnte. Gleichzeitig droht sein Haus in den Hügeln von L.A. in einem Erdloch zu versinken. Ein hinreißender, zutiefst menschlicher Roman über einen Mann, der sein Leben von Neuem beginnt - scharfsinnig und zu Herzen gehend.

Produktsicherheitsverordnung

Hersteller:
Heyne, Wilhelm Verlag Penguin Random House Verlagsgruppe Gmb
ann.schnoor@penguinrandomhouse.de
Neumarkter Str. 28
DE 81673 München

Autorenportrait

A.M. Homes hat mehrere Romane veröffentlicht, darunter den Bestseller Dieses Buch wird Ihr Leben retten und Das Ende von Alice . Ihr Debüt Jack wurde mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet. Darüber hinaus hat sie zwei Sammlungen mit Short Storys veröffentlicht und ihr Memoir Die Tochter der Geliebten . A. M. Homes lebt in New York City.

Leseprobe

Er steht an der Scheibe und schaut hinaus. Unter ihm liegt die Stadt ausgebreitet, in dunstigen Schlummer gehüllt. Tiefdruckgebiet. Wolken wälzen sich über die Hügel und quellen aus den Rissen und Spalten, als gäbe die Geographie persönlich Rauchzeichen. Unter ihm, weit den Hang hinunter, schwimmt eine Frau: Ihr langes, braunes Haar gleitet durchs Wasser. Ihr Badeanzug bildet einen hübschen, leuchtend roten Farbtupfer, ein seltener tropischer Vogel in einem Bassin unnatürlichen Blaus. Sie schwimmt jeden Morgen - kraulend wie eine Olympionikin. Er findet es wohltuend, sie schwimmen zu sehen, ihm gefällt ihre Entschlossenheit, ihr Rhythmus, ihre Routine, dass sie wach ist, wenn er wach ist. Sie schwimmt mit großem Nachdruck; sie kann nicht nicht schwimmen. Sie ist seine Vertraute, seine Muse, seine Meerjungfrau. Er ist an der Scheibe; normalerweise ist er nicht hier, nicht um diese Zeit. Normalerweise wird er wach und steigt auf sein Laufband - er läuft, während sie schwimmt. Er läuft und behält dabei den durchlaufenden elektronischen Börsenticker im Auge, gibt seine Gebote über ein Keyboard ab, das an sein Laufband angeschlossen ist, er tippt im Dahintraben, korrigiert seine Positionen, geht long und short, schätzt ab, wie weit rauf oder runter er gehen kann, surft auf einer unsichtbaren elektronischen Welle. Normalerweise dies, normalerweise das. Heute ist nichts wie immer, obwohl es genau wie immer ist, und es kann nie wieder wie immer werden. Er steht an der Scheibe. Die Geräusche des Hauses treffen ihn unvorbereitet. Eiswürfel kollern in den Vorratsbehälter des Gefrierschranks, die Kaffeemaschine läuft langsam mit Wasser voll, Luft bläst aus dem Lüftungsschlitz und bauscht seine Hosenbeine auf. Er zittert. 'Hallo?', ruft er. 'Ist da jemand?' Normalerweise hört er das alles nicht. Er hört nichts und fühlt nichts, dafür sorgt er. Er wird wach, setzt seine schallschluckenden Kopfhörer auf, geht an die Scheibe, sieht sich die schwimmende Frau an und steigt auf sein Laufband. Er ist in einem Stille-Vakuum - das Leben fürs Erste abgesagt. Er hatte nicht mal gewusst, dass die Kaffeemaschine es tut - er trinkt keinen Kaffee; sie läuft für Cecelia, die Haushaltshilfe, die zwischen halb neun und neun kommt. Er atmet tief ein - angenehm, dieser Kaffeegeruch. Nachdem er sich jahrelang jeden vom Leib gehalten hat, befällt ihn nun plötzlich eine leise Angst vor dem Alleinsein, Angst, nichts zu hören, nichts zu spüren, nichts mitzubekommen. Er presst sein Ohr an die Scheibe. Musik. Weiter oben am Hang legen ein paar Männer eine Rasenfläche an, wo sonst nichts wäre - Gestrüpp. Sie haben eine Spundwand als Einfassung für den Rasen errichtet und rollen nun Rasenbahnen aus. Sie legen ein kleines Putting Green an - ein einzelnes Loch. Oberhalb und unterhalb davon erklettert eine Häuserkette den Canyon, eine Verkettung sozialer, ökonomischer Stufen, eine Nahrungskette. Irgendwann will jeder ganz oben sein, König des Berges - gewinnen. Jeder sieht auf den Nächsten herab und meint, er sei irgendwie besser dran, doch es ist immer jemand da, der von unten nachdrängt oder von oben herabschaut. Man kann nicht gewinnen. Er steht an der Stelle des Hauses, wo zwei dicke Fensterscheiben aneinanderstoßen und einen spitzen Vorsprung bilden, der über den Hang hinausragt wie der Bug eines Schiffs. So steht er da: sein eigener Kapitän, Herr und Meister - und Gefangener. Vor ihm in der Ferne ist etwas Oranges, Rauchiges, er weiß es einen Moment lang nicht zu entscheiden - Buschfeuer oder nur Tagesanbruch in Los Angeles? Der gestrige Tag wirkt realer als real, ein Traum, ein Unfall, so etwas wie ein Anfall oder ein Aussetzer. Ist etwas vorgefallen? Im Boden ist eine Vertiefung, eine große, sanfte, kreisförmige Mulde, an die er sich vom Vortag her nicht erinnert. Er betrachtet sie, überschlägt im Kopf die Größe - etwa eins achtzig im Durchmesser. Wo ist sie hergekommen? Wie lange ist sie schon da? Wie würde er sie beschreiben; der Abdruck eine Leseprobe
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