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Die Mittwochsbriefe

Roman

Erschienen am 26.01.2009
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783453266094
Sprache: Deutsch
Umfang: 286 S.
Format (T/L/B): 2.9 x 20.5 x 13.4 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Wenn Liebesbriefe das Leben ändern Fast vierzig Jahre waren Jack und Laurel verheiratet, als sie in derselben Nacht Arm in Arm sterben. Die drei erwachsenen Kinder kommen zum Begräbnis im Elternhaus zusammen - und entdecken im Keller ein Vermächtnis: Tausende von Briefen, die der Vater jeden Mittwoch an die Mutter schrieb. Wunderbare Briefe voller Liebe und Gefühl. Und ein Brief, der ein schreckliches Familiengeheimnis offenbart. Innerhalb einer einzigen schicksalsschweren Nacht sterben Jack und Laurel, die seit fast vierzig Jahren glücklich verheiratet waren. Schweren Herzens finden sich ihre drei Kinder zusammen, um die Begräbnisfeierlichkeiten zu organisieren. Jeder hat sein eigenes Problem im Gepäck: Matthews Ehe ist ungewollt kinderlos und entsprechend angespannt. Samantha wiederum ist bereits geschieden und muss sich als alleinerziehende Mutter durchkämpfen. Und Malcolm ist um seiner Jugendliebe willen mit dem Gesetz in Konflikt geraten und bereits vor Jahren in Brasilien untergetaucht. Im Keller ihres Elternhauses stoßen die drei unvermutet auf einen Schatz: kistenweise Briefe des Vaters an die Mutter, die er ihr jahrzehntelang jeden Mittwoch geschrieben hat. Sie bieten wunderbar romantische Liebeserklärungen an seine Frau und zugleich eine rührende Geschichte der Familie. Die Lektüre ist zunächst enorm tröstlich. Doch dann taucht ein Brief auf, der die Familie in ihren Grundfesten erschüttert und eines der Kinder in den Abgrund zu stoßen droht.

Leseprobe

13. April 1988 Mittwochabend Kurz nach elf glitt Laurel unter den kastanienbraunen Quilt zu ihrem Mann ins Bett. Sie umschlang Jack mit ihren kräftigen Armen und registrierte besorgt, wie deutlich sie seine Rippen fühlen konnte. Sie erinnerte sich noch gut an die Zeit, da er erheblich mehr als sie gewogen hatte. Weil sie annahm, Jack schlafe schon, begann sie mit ihrem Einschlafritual. Sie atmete tief ein und ließ dann die Luft mit zusammengepressten Lippen aus ihrer Nase entweichen. Das beruhigte sie. Sie schloss die Augen und betete: für ihre Kinder Matthew, Malcolm und Samantha, für ihr Enkelkind Angela und ihre Schwester Allyson. Dann bat sie Gott inbrünstig, dass er ihnen noch etwas mehr Zeit schenkte, und schalt sich gleichzeitig wegen ihrer Schwäche. Am Ende des stummen Gebets vergoss sie ihre ersten und einzigen Tränen des Tages. »Hi.« Sie schrak auf, als sie Jacks Stimme hörte. »Hey, ich dachte, du schläfst schon.« Laurel wischte die Tränen an dem blauen Kopfkissen ab. »Ich habe nur gedöst. Geht es dir jetzt besser?« »Ja, aber ich habe den Abwasch stehen lassen. Rain soll sich morgen früh darum kümmern. Ich habe immer noch Sodbrennen. Könnte es vielleicht sein, dass ich langsam zu alt für meine eigenen Quesadillas werde?« Laurel fuhr mit der Hand durch Jacks schütteres, silbergraues Haar und rieb sich mit der linken Hand die Brust. »Aber was ist mit dir? Ist dir schwindelig?« »Nein, mein Liebling.« »Du bist ein erbärmlicher Lügner, Jack Cooper.« Laurel ließ ihre Hand auf seine Stirn gleiten. »Da hast du recht. Muss wohl an dem Knoten in meinem Kopf liegen.« Achtzehn Monate kämpfte Laurels einundsiebzigjähriger Mann nun schon gegen einen aggressiven, inoperablen Hirntumor, der bei seiner Entdeckung nur murmelgroß gewesen war, inzwischen aber das Ausmaß eines Pingpongballs angenommen hatte. Die Kopfschmerzen kamen und gingen: Manchmal hatte Jack zwei oder gar drei Tage überhaupt keine Schmerzen. Doch wenn sie wiederkehrten, wurde ihm gleichzeitig so übel und schwindelig, dass er praktisch ans Bett gefesselt war. Außerdem hatte er immer einen Eimer in Reichweite. Obwohl die Ärzte ihm versicherten, dass ständig neue Medikamente und Therapien entwickelt und getestet wurden, war sich Jack doch sicher, dass nur Gott ihn noch retten konnte. Und der hatte gewiss Besseres zu tun, als einen Bed-and-Breakfast-Besitzer in irgendeiner Kleinstadt zu heilen. »Zum Beispiel, Frieden im Nahen Osten zu schaffen oder die Chicago Cubs wieder in die World Series zu bringen«, pflegte Jack nach jedem Arzttermin zu seiner Frau zu sagen. Diesen Scherz hatte Laurel seit Jacks Erstdiagnose schon in mindestens fünfzig Variationen gehört. Ihre Frühstückspension, die die Vorbesitzer Domus Jefferson - Jeffersons Heim - getauft hatten, lag im Herzen des Shenandoah Valley, genau zwischen den Allegheny Mountains und den Blue Ridge Mountains. Jack hatte schon oft gesagt, wenn er das Jüngste Gericht überstünde und sein Schöpfer ihm die Wahl zwischen dem Himmel und diesem Fleckchen Erde ließe, würde er nicht lange überlegen müssen. In dieser Frühlingsnacht war ihr geliebtes B & B nahezu leer. Ihr einziger Gast war Anna Belle Prestwich, eine reiche Erbin, deren Mann ein Vermögen mit Tierfutter gemacht hatte. Sicher war sie noch wach und las einen Liebesroman - in ihrem Zimmer, das eigentlich 190 Dollar pro Nacht kostete, für das sie aber unbeirrbar 300 Dollar bezahlte. Das Zimmer war mit teuren Replikaten aus Thomas Jeffersons Haus in Monticello möbliert und gab den Blick auf die ausgedehnte Wiesenfläche frei, die von der Rückseite des Gebäudes sanft bis zu einem kleinen Bach am Waldrand abfiel. Wenn Anna Belle drei, vier Kapitel gelesen hatte, würde sie sich mit der Taschenlampe ihres Mannes aufmachen, um ihre Katze Castro auszuführen. Ihr war klar, dass die meisten Menschen ihre Katzen nicht ausführten, aber Anna Belle war eben nicht wie die meisten Menschen. Und die meisten Katzen hatten auch nicht solche Gewichtsprobleme wie Ca Leseprobe
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