Beschreibung
"Wenn ich nichts mehr zu leben habe, schreib' ich mein Leben." Schon mit den Formen seines Namens, "Jean Paul", "Richter", spielt er seine Metamorphosen durch, und erst recht mit seinen fiktiven Figuren. Dieses Buch versammelt wichtige autobiographische Texte und unveröffentlichte Notizen aus dem Nachlass des immer noch unbekannten Klassikers.
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Autorenportrait
Johann Paul Friedrich Richter (21. März 1763-14. November 1825), entstammte einem Pfarrhaus im Fichtelgebirge, studierte Theologie in Leipzig, war später Hauslehrer und Leiter einer Privatschule, lebte in Weimar, Berlin, Meiningen, Coburg und, in seinen späteren Jahren, in Bayreuth.
Leseprobe
[.] nicht blos die Ausmalung iugendlicher, sondern überhaupt aller vergangenen Freuden verdanke ich meiner Phantasie. An die Vergangenheit verschwendet sie alle ihre Kunst und karg gegen die Gegenwart, verschönert sie diese blos durch die Verschönerung iener. Alle meine Zustände borgen von der Entfernung ihren Reiz, und blos ihre Unerreichbarkeit stimt meine Wünsche für sie. [1] Den 30 Jenner. An mir mach' ich die meisten Bemerkungen; und ich kenne vielleicht die Menschen nicht, aber ich kenne doch mich. - [2] Feine Laune (die yorikische) scheint dem ungebildeten Geschmak wizelnd und läppisch und gezwungen; gezwungene, läppische und wizelnde fein.[3] Eine Digression ist bei dem 2ten Durchlesen nicht mehr beschwerlich; daher sie guten Büchern nicht schadet.[4] Der Mensch kömt alzeit in Verlegenheit, wenn er et-was von vorn erzählen oder eine Geschichte anfangen sol.[5] [. ] 15. Nov. Wichtigste[r] Abend meines Lebens: denn ich empfand den Gedanken des Todes, daß es schlechterdings kein Unterschied ist ob ich morgen oder in 30 Jahren sterbe, daß alle Plane und alles mir davonschwindet und daß ich die armen Menschen lieben sol, die sobald mit ihrem Bisgen Leben niedersinken - der Gedanke gieng bis zur Gleichgültigkeit an allen Geschäften.[1] Leseprobe