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Autorenportrait
Georgia Byng, oder besser: Lady Georgia Byng, wurde 1966 geboren. Sie entstammt einer traditionsreichen schottischen Adelsfamilie und ist Tochter des Earl of Strafford. Sie lebt mit ihrem Mann, dem Künstler Marc Quinn, und ihren beiden Kindern in London. Molly Moon und der Verwandlungszauber (2011) ist das fünfte Abenteuer ihrer wunderbaren Kinderbuchheldin Molly Moon, die schon in den vier Bänden zuvor die spannendsten Hypnoseabenteuer erlebte. Die Filmrechte an den Büchern sicherte sich der Produzent der Harry-Potter-Filme.
Leseprobe
Molly Moon sah auf ihre pinkfarbenen Beine hinunter. Sie waren gesprenkelt wie Mettwurst, aber nicht wegen des Badewassers. Sie waren immer so. Und so mager. Vielleicht verwandelte sie sich ja eines Tages wie das hässliche Entlein in einen Schwan und ihre X-Beine wurden zu den schönsten Beinen der Welt. Hoffen kostete nichts. Molly lehnte sich zurück, bis sie mit ihren braunen Locken und den Ohren untertauchte. Sie starrte auf die Neonröhre über sich, auf die von der Wand abblätternde gelbe Farbe voller Fliegenschiss und auf den nassen Fleck an der Decke, auf dem seltsame Pilze wucherten. Wasser lief ihr in die Ohren und sie hörte alles nur noch verschwommen und von weit weg. Sie schloss die Augen. Es war ein ganz gewöhnlicher Novemberabend und sie lag in dem schmuddeligen Badezimmer eines verwahrlosten Gebäudes namens Hardwick House. In ihrer Fantasie flog sie wie ein Vogel über das Haus und blickte auf das graue Schieferdach und den mit Dornengestrüpp zugewucherten Garten hinunter. Immer höher flog sie, bis sie unter sich den Hügel sah, an den sich das Dorf Hardwick schmiegte. Und noch höher, bis Hardwick House zu einem Punkt geschrumpft war. Dahinter kam die Stadt Briersville in Sicht. Und dann das ganze Land und schließlich auf allen Seiten die Küste und das Meer. Wie eine Rakete schoss sie zum Himmel hinauf und zuletzt flog sie durch das Weltall und blickte auf die Erde hinunter. In diesem Zustand verharrte sie. Sie liebte es, in Gedanken ins Weltall zu fliegen, weit weg von allem. Dort konnte man wunderbar abschalten. Oft stellte sich dabei auch ein ganz besonderes Gefühl ein. So wie an diesem Abend. Ihr war, als sollte sie bald etwas Aufregendes, Ungewöhnliches erleben. Als sie das Gefühl das letzte Mal gehabt hatte, hatte sie auf einem Gehweg im Dorf eine halb volle Tüte Bonbons gefunden. Bei dem Mal davor hatte sie am Abend unbemerkt zwei Stunden fernsehen können statt nur einer. Und was für eine Überraschung erwartete sie diesmal? (...) Molly hörte einen Schlüsselbund klirren. Ihr Blick fiel auf das Wasser in der Wanne und sie erschrak. Es stand viel zu hoch, viel höher als erlaubt. Sie sprang auf, riss gleichzeitig den Stöpsel heraus und langte nach ihrem Handtuch. Gerade noch rechtzeitig. Die Tür flog auf und Miss Adderstone stürzte ins Zimmer und zur Badewanne. Kaum hatte sie das ablaufende Wasser gesehen, schnaubte sie empört. Sie krempelte den Ärmel ihrer Bluse aus Borkenkrepp hoch und stieß den Stöpsel wieder in das Abflussloch. 'Wie ich befürchtet habe', zischte sie. 'Ein dreister Verstoß gegen die Hausordnung.' Mit boshaft glimmenden Augen holte sie ein Maßband aus der Tasche. Dann maß sie ab, um wie viel das Badewasser über der knapp über dem Wannenboden verlaufenden roten Linie stand. Dabei saugte sie mit aufgeregt schmatzenden Geräuschen an ihrem Gebiss. Molly stand zähneklappernd daneben. (...) 'Das Wasser ist dreißig Zentimeter tief', verkündete Miss Adderstone. 'Angesichts der Tatsache, dass ein Teil bereits in betrügerischer Absicht abgelassen wurde, während ich an die Tür klopfte, gehe ich davon aus, dass das Wasser in Wirklichkeit vierzig Zentimeter tief war. Wie du weißt, sind nur zehn Zentimeter erlaubt. Bei dir waren es viermal so viel, du hast also das Wasser für die nächsten drei Bäder schon im Voraus verbraucht und wirst deshalb drei Wochen lang nicht baden. Nun zu deiner Strafe...' Miss Adderstone griff nach Mollys Zahnbürste und Molly wurde blass. Sie wusste, was jetzt kam: Miss Adderstones Lieblingsstrafe. Miss Adderstone starrte Molly aus schwarzen Augen böse an. Mit grotesk mahlenden Bewegungen des Unterkiefers und der Zunge hob sie gleich darauf ihr Gebiss an, schob es im Mund hin und her und setzte es wieder auf dem Zahnfleisch ab. Sie streckte Molly die Zahnbürste hin. 'Du hast diese Woche Toilettendienst. Die Toiletten müsse ... Leseprobe