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Schlechte Neuigkeiten

Roman

Erschienen am 02.02.2009
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783442737963
Sprache: Deutsch
Umfang: 224 S.
Format (T/L/B): 1.9 x 18.8 x 12 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

»Messerscharfe Prosa, rabenschwarzer Humor.« Brigitte »Furioses, glänzend geschriebenes Spektakel.« Gabriele von Arnim, Deutschlandradio »Die Eleganz von St Aubyns Stil steht in schillerndem Kontrast zu den Grausamkeiten, von denen er erzählt.« Der Spiegel

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DE 81673 München

Autorenportrait

Edward St Aubyn wurde 1960 geboren und wuchs in England und Südfrankreich auf. Er studierte in Oxford. Seit 1992 hat er sechs Romane veröffentlicht. Edward St Aubyn ist Vater zweier Kinder und lebt in London. 2006 war er unter den Finalisten des renommier

Leseprobe

Patrick tat so, als schliefe er und hoffte, dass der Platz neben ihm frei bliebe. Aber dann hörte er, wie eine Tasche in das Gepäckfach über ihm geschoben wurde. Er öffnete widerwillig die Augen und erblickte einen hochgewachsenen, stupsnasigen Mann. "Hi, ich bin Earl Hammer", sagte der Mann und streckte ihm eine große, sommersprossige Hand voller blonder Härchen entgegen, "sieht so aus, als wäre ich Ihr Sitznachbar." "Patrick Melrose", sagte Patrick automatisch und hielt eine feuchte, leicht zittrige Hand hin. Am frühen Abend des Vortages hatte George Watford Patrick aus New York angerufen. "Patrick, mein Lieber", sagte er mit angespannter, affektierter, durch die Atlantiküberquerung etwas verzögerter Stimme, "ich fürchte, ich habe überaus schlechte Neuigkeiten für dich: Dein Vater ist vorgestern Nacht in seinem Hotelzimmer gestorben. Es war mir schlechterdings unmöglich, dich oder deine Mutter zu erreichen - ich glaube, sie ist mit dem Kinderhilfswerk im Tschad -, aber ich muss wohl kaum sagen, was ich empfinde; wie du weißt, habe ich deinen Vater sehr bewundert. Kurioserweise waren wir am Tage seines Todes zum Lunch im Key Club verabredet, aber natürlich ist er da nicht aufgetaucht; ich weiß noch, wie ich dachte, dass das gar nicht zu ihm passt. Es muss ein furchtbarer Schock für dich sein. Weißt du, Patrick, einfach jeder mochte ihn. Ich habe es einigen Clubmitgliedern und Bediensteten dort erzählt, und alle waren sehr betroffen über die Nachricht seines Todes." "Wo ist er jetzt?", fragte Patrick kühl. "Bei Frank E. MacDonalds, auf der Madison Avenue. Das ist das Institut, das man hier nimmt, und ich glaube, es ist ein hochanständiger Laden." Patrick versprach, dass er sich gleich nach seiner Ankunft in New York bei George melden würde. "Es tut mir leid, der Überbringer so schlimmer Nachrichten zu sein", sagte George. "Du wirst sehr viel Kraft brauchen in dieser schwierigen Zeit." "Vielen Dank für den Anruf", sagte Patrick, "wir sehen uns dann morgen." "Auf Wiederhören, mein Lieber." Patrick legte die Spritze, die er gerade ausgespült hatte, aus der Hand und blieb reglos neben dem Telefon sitzen. Waren das wirklich schlechte Neuigkeiten? Vielleicht brauchte er ja all seine Kraft, um nicht auf offener Straße zu tanzen und dabei breit zu grinsen. Sonnenlicht fiel durch die dreckverkrusteten Fenster in seine Wohnung in Ennismore Gardens. Draußen, auf der Straße, waren die Blätter der Platanen schmerzhaft bunt. Plötzlich sprang er auf. "So leicht kommst du mir nicht davon!", murmelte er rachsüchtig. Der Hemdsärmel rutschte ihm etwas herunter und sog ein Rinnsal aus Blut auf. "Weißt du, Paddy", sagte Earl, ungeachtet der Tatsache, dass Patrick nicht >Paddy< genannt wurde, "ich habe eine Wahnsinns-Kohle gemacht und habe beschlossen, dass es an der Zeit ist, die schönen Dinge des Lebens zu genießen." Sie waren seit einer halben Stunde in der Luft, und Paddy war bereits Earls guter Kumpel. "Sehr vernünftig von Ihnen", keuchte Patrick. "Ich habe mir ein Strandapartment in Monte Carlo gemietet und ein Haus im bergigen Hinterland von Monaco. Ein Wahnsinns-Haus!", sagte Earl und schüttelte dabei ungläubig den Kopf. "Ich habe einen englischen Butler: Der sagt mir, welches Sakko ich anziehen soll - kannst du dir das vorstellen? Und ich habe genug Freizeit, das Wall Street Journal von vorn bis hinten zu lesen." "Welch berauschende Freiheit", sagte Patrick. "Es ist fantastisch. Und außerdem lese ich gerade ein wahnsinnig interessantes Buch, es heißt Megatrends. Und dann noch einen chinesischen Klassiker über die Kunst des Krieges. Interessierst du dich für Krieg?" "Nicht übermäßig", sagte Patrick. "Ich bin da wahrscheinlich vorbelastet, ich war in Vietnam", sagte Earl und starrte durch das kleine Flugzeugfenster hinaus in die Ferne. "Hat es Ihnen gefallen?" "Und wie", lächelte Earl. "Hatten Sie keine Vorbehalte?" "Ich will dir was sagen, Paddy, die einzigen Vorbehalte, die ich, was Vietnam betrifft, hatte, waren di Leseprobe