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Ich werd' verrückt

Das Tagebuch einer ganz normalen Hausfrau - Roman

Erschienen am 08.02.2010
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783442469918
Sprache: Deutsch
Umfang: 383 S.
Format (T/L/B): 2.6 x 18.9 x 12 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Das ereignisreiche Jahr einer Mutter, die alles dafür geben würde, endlich wieder mal ein Kleid ohne Sabberflecken anzuziehen Eigentlich war das Haushaltsbuch ja für Rezepte und Einkaufslisten gedacht. Aber Susie spuken viel wichtigere Dinge im Kopf herum, die sie sich von der Seele schreiben muss: Zum Beispiel, wie man es schafft, bei Verstand zu bleiben, mit einer vierjährigen Diva, die denkt sie wäre Judy Garland, einem risikofreudigen Kleinkind, und einem fordernden Ehemann, der einmal in der Woche eine selbstzubereitete Mahlzeit erwartet. Als wäre das nicht genug, ist da noch dieser attraktive alleinerziehende Vater in der Spielgruppe, der zweifellos ein Auge auf sie geworfen hat ?

Leseprobe

5. September Bin zu dem Schluss gekommen, dass der Sommer allgemein stark überschätzt wird (falls man keine Luxusvilla in Südfrankreich besitzt, wo ein schwedisches Au-pair-Mädchen rund um die Uhr parat steht). Nach acht Wochen, zwei Tagen und drei Stunden allein mit Katie und Jack bin ich praktisch nur noch ein Schatten meines ehemaligen Selbst. Gut, stimmt nicht ganz, habe nämlich wegen einer grausamen Laune des Schicksals dank exzessiven Cornetto-Erdbeer-Konsums tatsächlich drei Kilo zugelegt. Hinzu kommt, dass ich - wie so viele Prominente - bestimmt an mentaler Erschöpfung leide. Ob ich mich selbst in ein Sanatorium einweisen soll? Zum Glück fängt für Katie morgen wieder der Kindergarten an (das heißt, Betreuung durch ausgebildete Fachkräfte, die wenigstens wissen, was sie tun). Habe dann jede Menge Zeit, die lebenswichtige Bindung zu Jack zu stärken (unabdingbar für Zweitgeborene, damit sie nicht später einmal blutrünstige Massenmörder werden, die mit der Axt ein Massaker unter ihren Kollegen anrichten). Außerdem wird mir genug Muße bleiben, um erfüllenden Hobbys wie Pilates (warum ist es bloß derart anstrengend, sich so langsam zu bewegen?) oder Stricken (der neueste Zeitvertreib der Reichen und Schönen) nachzugehen. Bin fest entschlossen, der Versuchung zu widerstehen, die neueste Ausgabe von Heat in einem Schwung zu lesen, obwohl ich vor Neugier sterbe, wie es jetzt mit Britney und Kevin weitergeht. Schwöre ebenfalls, die endlose Freizeit (tja, die mindestens anderthalb Stunden, die Jacks Mittagsschlaf dauert) wertvollen und lebensbejahenden Tätigkeiten zu widmen, um wie Oprah Winfrey meine Spiritualität zu entdecken. Werde anders als im letzten Jahr meine Zeit nicht mehr damit totschlagen, im Einkaufszentrum durch die Läden zu bummeln. SCHRITTE, UM ZUR EIGENEN SPIRITUALITÄT UND ZUM WAHREN SELBST ZU FINDEN: Lass dich nicht verleiten, im neuen Starbucks im Einkaufszentrum herumzusitzen, Milchkaffee mit Karamellgeschmack zu trinken und dazu einen Muffin zu essen. Befasse dich stattdessen mit produktiven und seelisch aufbauenden Dingen (mehr zu den produktiven und seelisch aufbauenden Dingen später). Verzichte darauf, durch die Läden zu streunen und dir Kleidungsstücke zuzulegen, die dir nicht stehen und die du dir auch nicht leisten kannst. Befasse dich stattdessen mit produktiven und seelisch aufbauenden Dingen (siehe oben). Dasselbe gilt fürs Schuhekaufen. Fang an, hochkarätige Literatur von der Liste in der Sunday Times zu lesen, um deinen Intellekt zu schärfen. Finger weg von Heat! Lies den Moderatgeber What Not to Wear von Trinny und Susannah, um ein positives Körperbild zu entwickeln. Versuche, dich von den Fotos, die dir aus den Seiten entgegenstarren, nicht einschüchtern zu lassen, indem du dir die beiden in ausgewaschenen Jogginghosen vorstellst. Besorg dir den Beziehungsratgeber Relationship Rescue des Fernsehpsychologen Dr. Phil, um Joe auf spiritueller und sexueller Ebene wieder näherzukommen. (Der Romantik muss so schnell wie möglich auf die Sprünge geholfen werden Joe bohrt in letzter Zeit verdächtig oft in meinem Beisein in der Nase. Wer weiß, was mir noch alles bevorsteht?) Informiere dich über Möglichkeiten, dich ehrenamtlich zu engagieren, um dein Leben zu bereichern (irgendetwas für die Armen/Alten/Kranken). Hör auf, dich für Posh und Beckham zu interessieren. Finde dich ein und für alle Mal damit ab, dass du keine einflussreiche PRAssistentin (mit unmittelbarer Verantwortung für das Tagesgeschäft) mehr bist, sondern eine brave, spießige Hausfrau und Mutter. Halte dir vor Augen, dass Hausfrau und Mutter ein ehrenwerter Beruf und keine Sackgasse für Verliererinnen ist. (Anmerkung: Unter gar keinen Umständen über längere Zeiträume hinweg ins Leere starren und dich fragen, ob es eine gute Idee war, nach Jacks Geburt zu kündigen. Meide auch Ausflüge ins selektive Gedächtnis, indem du dir amüsante Arbeitsessen und anregende Gespräche mit echten Erwachsenen in Leseprobe