Beschreibung
Orientierungshilfe für alle, die entscheiden, erziehen und führen Niklaus Brantschen entwickelt anhand der vier Kardinalstugenden (Klugheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit und Maßhalten) ein Konzept gegen die postmoderne Beliebigkeit. Am Ende jedes Kapitels finden sich zudem Übungen zur Meditation, Standortbestimmung und Verhaltensänderung im eigenen Leben. Die einfache, aber überzeugende Kernaussage lautet: Es ist schön, gut zu sein! Von dem bekannten Jesuiten-Pater, Zen-Meister und Seminarleiter! Leicht, informativ und unterhaltsam geschrieben.
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Autorenportrait
Pater Niklaus Brantschen SJ, geboren 1937, ist Zen-Meister und katholischer Ordensmann. Er zählt ohne Frage zu den großen geistlichen Lehrern des deutschsprachigen Raumes. Begründer und langjähriger Leiter des Lassalle-Hauses in Bad Schönbrunn (Schweiz),
Leseprobe
Die Welt ist nicht so, wie sie sein sollte, das weiß jeder Mensch. Die Welt, wie sie ist, kommt dem Menschen manchmal wunderbar und vielversprechend vor, manchmal roh und enttäuschend. So stellt sich sowohl Theologen als auch Philosophen die uralte Frage, weshalb die Erde nicht besser geraten sei. Alfons X., der 1252 König von Kastilien wurde und in einer der vielen unglücklichen Zeiten der Weltgeschichte regierte, stöhnte einmal: »Hätte ich bei der Schöpfung in Gottes Rat gesessen, würde vieles besser geordnet worden sein.« Sein vielleicht gotteslästerlicher und gewiss sehr menschlicher Seufzer sorgte im Lauf der Jahrhunderte für anhaltende Empörung. In gewisser Weise berührte Alfons X. einen Nerv. Wer an einen guten Gott glaubt, muss zu erklären oder wenigstens zu erahnen versuchen, weshalb dieser Gott eine ziemlich ungute Schöpfung vollbrachte. Wem statt Gott die Vernunft der Maßstab ist, der mag seinerseits daran verzweifeln, wie schwer es das Vernünftige hat, sich durchzusetzen, und welche Folgen es andererseits hat, wenn einzig die Rationalität (samt der gnadenlosen Rationalisierung unseres Lebens) gilt. Die Welt, die nicht so ist, wie sie sein sollte, ist Lebenswelt und zumal Menschenwelt. Folgerichtig ist auch das Leben nicht so, wie es sein sollte. Und der Mensch ist noch weniger so, wie er sein sollte. Hier setzt Niklaus Brantschen mit diesem neuen Buch über alte Tugenden ein. Denn Tugend ist zunächst einmal eine Hoffnung: Der Mensch, sagt Brantschen, ist nicht so, wie er sein könnte. Wenn aber jeder einzelne Mensch in sich gehe, könne er werden, was er im Tiefsten wirklich ist. Tugend ruft weder nach Heilslehren noch nach utopisch-paradiesischen Gesellschaftsentwürfen, die ohnehin nur Schrecken statt Zuversicht wecken. Die Tugend ist das Individuellste, was der Gesellschaft gut bekommt. Das Unchristlichste, was sich je nach Wunsch und Glaube ins Religiöse wenden lässt. Das Sittlichste, was ohne Moral auskommt. Das Älteste, was immerzu neu ist. Nicht jede der klassischen vom Autor erörterten Tugenden -Klugheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit, Maßhalten - ist zu jeder Zeit gleichermaßen »von Vorteil« und wichtig, auch wenn erst aus dem Gleichklang der vier Tugenden die eigentliche Tugend erwächst. Müsste ich heute eine »Lieblingstugend« küren, würde ich (sehr entschieden) das Maßhalten wählen. Weshalb? Weil wir in einer Epoche leben, die zwar gern die Kleinlichkeit der Klugheit, die Gerissenheit der Gerechtigkeit und die Flexibilität der Tapferkeit vorzieht, die vor allem aber das Maßlose zur gültigen Elle macht. Wer Maß hält und innehält, statt zu maximieren, sich zurückhält, statt zu lärmen, eindringlich ist, statt aufzutrumpfen, wer lieber differenziert als klotzt, nuanciert, statt schwarz-weiß malt, sensibel und nüchtern bleibt, statt zu emotionalisieren und einzuheizen, der gilt als schwach. Aber gerade solche Schwäche stärkt, ist eine Tugend. Und weil Tugend keines Gedankengebäudes bedarf, nur den Menschen angeht, spricht Brantschen immer wieder seine Leserinnen und Leser an, im Wortsinn wie im übertragenen Sinn. Nicht nur um die Sache geht es ihm, sondern zunächst um die Person. Das Lexikon definiert folgendermaßen die Person, die wie ein Schauspieler im antiken Theater eine Maske trägt: »Hinter dem Wort Person steht das tiefenpsychologische Bild, dass alle Menschen in den meisten Situationen nicht hundertprozentig sie selbst sind, sondern sich wie Schauspieler verhalten, die ihre Rolle mehr oder weniger gut spielen. Hört man genau auf das, was jemand sagt, also auf das, was durch seine Maske klingt (lat. personare, >durch-klingenPerson<.« In diesem Buch klingt durch, was wir schalldämpfen. Diesen ebenso flüchtigen wie fragilen Vorgang mag man Wahrheit nennen oder, bescheidener und anspruchsvoller, Authentizität. Roger de Weck Ein Buch über die Tugend? Liebe Leserinnen und Leser! Willst du wirklich über Tugend schreiben? Das ist doch e Leseprobe