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Heiliges Land

Auf dem Königsweg aller Pilgerreisen

Erschienen am 11.01.2010
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783442156085
Sprache: Deutsch
Umfang: 320 S., 30 s/w Illustr., zahlreiche s/w-Fotos
Format (T/L/B): 2.1 x 18.2 x 12.4 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Unterwegs auf dem Königsweg der PilgerreisenAuf dieses Buch haben viele lange gewartet: Paul Badde reist nach Jerusalem, zur heiligen, der himmlischen, der explosiven Höllenstadt. Was inmitten der letzten Intifada wie ein Roman zwischen Basar und Synagoge beginnt, führt an die Ränder historischer Schluchten, führt zwischen Krieg und Frieden in vergessene Welten zurück, zu Räumen und Schatzkammern, die schon lange keiner mehr betreten hat. Es ist ein Weg voller Wunder, auf dem er das letzte Tabu der Moderne entdeckt: den betenden Menschen. Eine spannende Reise, deren Schätze Paul Badde auf bewegende Weise mit seinen Lesern teilt.

Produktsicherheitsverordnung

Hersteller:
Goldmann Verlag Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH
ann.schnoor@penguinrandomhouse.de
Neumarkter Str. 28
DE 81673 München

Autorenportrait

Paul Badde, geboren 1948, ist Historiker und Journalist. Nach vielen Jahren bei der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" ist er seit 2000 Korrespondent der Tageszeitung "Die Welt", zunächst in Jerusalem, heute in Rom und im Vatikan. Er ist Autor zahlreicher Bestseller, u.a. "Das Göttliche Gesicht. Die abenteurliche Suche nach dem wahren Antlitz Gottes".

Leseprobe

Im LabyrinthMittwoch, 2. Januar 2002, Morgendämmerung auf dem Musrara-Markt vor dem Damaskustor zur Altstadt von JerusalemTrockene Martinis zum Salz der Erde, eine verrückte Liebe zu einem explosiven Ort, ein Minenfeld aus Wörtern und die Entdeckung des größten Tabus der europäischen Neuzeit: im Heiligen Land, der Schicksalslandschaft des Blauen Planeten.Heute früh wurde ich wach und war traurig. Denn eben noch war ich glücklich. Ich war wieder einmal am schönsten Platz der Welt gewesen. Gerade, bevor meine Frau mich weckte, hatte ich wieder auf Jerusalems Stadtmauer geschaut. Es war früh am Morgen auf dem Musrara-Markt vor dem Damaskustor, den ich zwei Jahre lang Hunderte Male vor Tagesanbruch überquert habe."No good morning today?", hatte mir Mohammed Ikermawi gerade zugerufen, als ich an seiner Bude vorbei stolperte, wo er zum Frühstück den besten Hummus der Welt verkauft. Er bereitet das Kichererbsenmus jede Nacht neu mit Bohnen, bestem Öl aus Nablus und frischen Zitronen aus Jericho, das er auf seinen wackeligen Plastiktischen mit einem Brotfladen und einer rohen Zwiebel serviert. In der Hand hielt ich einen heißen süßen Kaffee in einem doppelten Plastikbecher, den ich ein paar Schritte vorher in der Mokkabude von Ishak für zwei Schekel gekauft hatte. Frauen und Bäckerjungen balancierten Säcke mit Thymian und Bretter mit frischgebackenen Sesamkringeln auf ihrem Kopf an mir vorbei. Hinab in die Geruchskorridore des Labyrinths, das seit 4500 Jahren ununterbrochen bewohnt ist. Ein paar Jugendliche wärmten sich an einem Feuer aus Gemüsekisten die Hände. Es regnete leicht. Zwischen den hupenden Autos und quietschenden Karren tippelte mir unter all den staubbedeckten Palästinensern ein im Gehen weiterstudierender Talmudschüler entgegen. Ich aber hatte wieder einmal nur Augen für die unerreichbar nahe und ferne Goldkuppel des Felsendoms über den Zinnen der Stadtmauer und für die schwarze Wolkendecke darüber, die weit hinten - über der Wüste - wie mit einem Tapetenmesser abgeschnitten war, um den Blick auf die rosafarbenen Berge Jordaniens hinter dem Jordan frei zu geben und darüber zum Blau des Kosmos. Gerade erglühte das Gold des Doms, gerade ging die Sonne auf. Doch noch bevor ich rasch die Stufen des steinernen Treppenhauses zum Damaskustor hinunter nahm, um mich wieder im Schatten der Altstadt Jerusalems zu verlieren, eben da, wurde ich von Ellen geweckt.Plötzlich war ich wieder in Rom und schaute in den Morgen eines neuen Arbeitstages. Hier war die Sonne schon aufgegangen. Es hätte schlimmer kommen können. Doch klar, dass ich traurig wurde. Denn Jerusalem ist ja auch meine erste Heimatstadt, ach was, meine erste Stadt überhaupt. Seit der frühesten Kindheit kenne ich den Irrgarten ihrer Gassen, lange bevor ich Mönchengladbach sah oder Krefeld, Aachen, Düsseldorf oder Köln. Ich kenne die Heilige Stadt aus Schaag, einem Dorf am linken Niederrhein, wo ich geboren bin und schon in der Dorfschule den Stadtplan Zions und die Landkarte des Heiligen Landes vor der Tafel hängen sah. Hier habe ich über dem Beichtstuhl der St.-Anna-Kirche erstmals ein Bild Maria Magdalenas (mit enorm langen Haaren) betrachtet, deren Wege ich in Jerusalem so oft gekreuzt habe. Alle Mauern und Felsen und Hügel und Höhen Jerusalems kenne ich von klein auf von den Abbildungen auf dem großen Flügelaltar der Anna-Kirche Schaags, um die herum es weit und breit keinen einzigen Hügel gab.Jetzt lebe ich in Rom, der schönsten Stadt der Erde, mit meiner schönen Ellen, der besten aller Ehefrauen, habe einen Beruf, den ich liebe, ein Auto, das funktioniert, habe genug und gut zu essen, zu trinken, zu viel zu arbeiten, ich hätte gern 48 statt 24 Stunden pro Tag, Gott sei Dank, doch die glücklichste Zeit meines Lebens war - mitten im Krieg - wohl jene Stunde in der Früh in Jerusalem, jeden Morgen neu, bevor ich mich danach mit dem Auto nach Gaza aufmachte, oder nach Hebron, Ramallah, Bethlehem oder zu anderen Brennpunkten eines Konflikts, für den weder der gesunde noc Leseprobe