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Deutsche Reden.

Duncker & Humblot reprints

Erschienen am 24.07.2013, 1. Auflage 2013
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783428163762
Sprache: Deutsch
Umfang: IX, 150 S.
Einband: kartoniertes Buch

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Hersteller:
Duncker & Humblot GmbH
Anne Fiedler
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Carl-Heinrich-Becker-Weg 9
DE 12165 Berlin

Autorenportrait

'Historiker, * 5.3.1814 Berlin, 18.12.1889 München. (evangelisch) Im Geiste seiner mecklenburgischen Vorfahren zu gläubigem Luthertum und preußisch-deutschem, vom Geiste Jahns mitbestimmtem Patriotismus erzogen, studierte Giesebrecht, von seinem Oheim Ludwig Giesebrecht beraten und alsbald von der Philosophie Hegels abgeschreckt, seit 1833 an der Universität seiner Vaterstadt. Sofort zog ihn Ranke in den Bann seiner Übungen und bald in den Kreis der Bearbeiter der Jahrbücher der Deutschen Geschichte. Als Adjunkt und Lehrer am Joachimsthaler Gymnasium gab Giesebrecht 1840 die Jahrbücher Ottos II. heraus, wie sein Schul- und Lebensfreund Rudolf Köpke die Jahrbücher Ottos I. Im nächsten Jahr (1841) gelang seinem philologischen Scharfsinn die durch späteren Fund des Gesamttextes bestätigte Rekonstruktion der für die Geschichte Heinrichs III. wichtigen Annalen von Niederaltaich aus späten und verstreuten Fragmenten. Ein daraufhin gewährtes staatliches Stipendium ermöglichte eine Reise nach Italien, deren Frucht neben Texten und Studien zur mittelalterlichen Papstgeschichte die damals bahnbrechende Schrift über die wissenschaftlichen Studien der Italiener des frühesten Mittelalters wurde. Giesebrechts Generation geltende Einheit von Gelehrsamkeit, Poesie und Politik äußerte sich in Giesebrechts hohen Jahren in der Neigung zu fein stilisierten populärwissenschaftlichen Reden und Schriften, nachdem Ranke schon dem Studenten dramatische Aspirationen ausgeredet hatte. Ihm gebotene journalistische Möglichkeiten nahm Giesebrecht nicht wahr; doch wirkte der 1846 zum Oberlehrer Aufgerückte, von den Berliner Märztagen des Jahres 1848 angewidert, seit Mai 1848 führend in dem für Königtum, Volksrecht und Volkswohl eintretenden Patriotischen Verein. Er schloß seine politische Tätigkeit ab, nachdem er sich noch an der Abfassung von Manifesten für das Erfurter Unionsparlament beteiligt hatte. 1851 zum Professor ernannt, veröffentlichte Giesebrecht eine Übersetzung der Zehn Bücher Fränkischer Geschichte des Gregor von Tours, 1852 eine Arbeit über die Quellen der frühesten Papstgeschichte, 1853 eine schwungvolle Würdigung der Vaganten oder Goliarden und ihrer Lieder. 1855 erschien der 1. Band des Werkes, das Giesebrecht bis zu seinem Tode begleitete: Geschichte der Deutschen Kaiserzeit. Der Band brachte Giesebrecht, der 1852 einen Ruf König Max' II. nach München unter Hinweis auf sein Preußentum und auf seine Konfession abgelehnt hatte, Berufungen nach Greifswald und nach Königsberg ein. 1857 ordentlicher Professor der Geschichte in Königsberg, wurde Giesebrecht 1858 Mitglied der eben von König Max unter Rankes Beratung gegründeten und von H. von Sybel organisierten Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und dieser Akademie selbst. Als Sybel, der seine Historische Zeitschrift 1859 mit Giesebrechts Aufsatz über Die Entwicklung der modernen deutschen Geschichtswissenschaft eröffnet hatte, dem Widerstand katholischer und stark bayerisch fühlender Kreise gegen seine kleindeutsche Gesinnung, auch der Erregung über seine gegen Giesebrechts 1. Band gerichtete Akademierede von 1859 (Über die neueren Darstellungen der deutschen Kaiserzeit) 1861 nach Bonn auswich, berief der König Giesebrecht zum 2. Mal, diesmal mit Erfolg - ein Kompromiß zwischen Sybelschen Vorschlägen und dem Wunsch seiner Gegner, den großdeutschen, in Innsbruck lehrenden Julius Ficker berufen zu sehen. Giesebrecht, Protestant und Preuße, aber nicht wie Sybel preußischer Politiker, übte als gütiger, vielleicht auch weicher (J. F. Böhmer), jedenfalls versöhnlicher Mann seit der überfüllten Antrittsvorlesung des Nachfolgers des berühmten und berüchtigten Sybel (Lord Acton), nach dem raschen Abflauen von Angriffen, die sogar 1866 nur kurz aufflackerten, eine die ganze Geschichte umfassende Lehrtätigkeit aus. Wie Sybel hatte Giesebrecht die Leitung des in eine kritische und eine pädagogische Abteilung gegliederten Historischen Seminars, welche dem seit 1856 in München tätigen geistreicheren Cornelius versagt blieb. Mit seinen Vorlesungen und seinen sehr schulmäßig gehaltenen Seminaren wirkte Giesebrecht auf eine große Zahl künftiger Gymnasiallehrer, obwohl er sich vergeblich bemühte, nach preußischem Muster die prinzipielle Übertragung des Geschichtsunterrichts am Gymnasium an Fachleute durchzusetzen (Riezler); dagegen bekannten sich von akademischen Lehrern der nächsten Generation als Giesebrechts Schüler nur Riezler, Heigel und Simonsfeld, die eben als Bayern in München studiert hatten. Konnte sich die Münchener Schule Giesebrechts mit der von G. Waitz in Göttingen und Berlin nicht messen, so hatte Giesebrecht das Verdienst, die kritische Schule Rankes nach München übertragen und den Wunsch des Königs Max nach quellengemäßem, ruhigem und wohlgeformtem Vortrag der Geschichte in Literatur, Universität und Schule erfüllt zu haben. Dem Wirken Giesebrechts für die Neuordnung der bayerischen Schulen entsprach seine Berufung in den unter seiner Beratung geschaffenen Obersten Schul-Rat, seiner Kirchlichkeit die Arbeit im Kirchenvorstand der evangelischen Gemeinde Münchens, seiner Gelehrsamkeit sein Wirken im Gelehrten- und Verwaltungsausschuß des Germanischen Nationalmuseums. Seine damaliger Besorgnis vor Überlastung der Gymnasiasten entge Giesebrecht führte die Geschichte der Deutschen Kaiserzeit bis etwa 1180; die letzte Zeit Kaiser Friedrichs des Rotbarts wurde von seinem Königsberger Schüler Bernhard Simson bearbeitet. Das Werk war einer der wenigen großen Bucherfolge kritischer Geschichtsschreibung, seit 1879 nur übertroffen durch Treitschkes Deutsche Geschichte im 19. Jahrhundert. Das lesende Publikum, seit Friedrich von Raumers Geschichte der Hohenstaufen mittelalterlich-vaterländischen Stoffen nicht mehr fremd, nahm nach dem Scheitern des Kaisergedankens von 1848 im Zeitalter eines unwiderstehlichen Nationalgedankens die in Deutschland zum ersten Mal gelungene Verbindung von höchster Gelehrsamkeit und den leichteren Elementen der Popularität (Lord Acton) willig auf, die ihm das Licht der Hoffnung nach rückwärts entzündete, die Vergangenheit abendrötlich verklärte, ohne die Gegenwart mittelalterlich mißverstehen zu wollen. Seinem Publikum - es sei vertreten durch die temperamentvolle Baronin Spitzemberg, deren Tagebuch gespannte Giesebrecht-Lektüre verrät - mutete Giesebrecht das ihm selbst Fremde nicht zu, philosophische Besinnung und politisches Urteil. Seine schöne, wohl auch verschönende, stellenweise spannende Erzählung wollte vaterländische Erziehung der Jugend sein, sie war Erbauung, und sein Werk ist mehr, als es, so stark es die Stimmung der 50er und 60er Jahre formte, die Zeit wirklich beeinflußte, in die Zeit und deren Bewegung hineingewachsen (Ranke). Wenn die Geschichte der Deutschen Kaiserzeit nach Rankes rühmendem Wort eine zugleich männliche und doch kindliche Darstellung ist, wenn der Stoff, nach Lord Acton, weder eine protestantische Kirche noch einen preußischen Staat einbegriff und dem Autor sichere Entfernung von der praktischen Politik gewährte, so brachte Giesebrechts Epik auf die Dauer nicht Klärung, sondern Unscharfe des nationalen Bewußtseins. Auf Giesebrecht und den Satz des Vorwortes von 1855 (die Kaiserzeit sei die Periode, in der unser Volk, ...