Beschreibung
Erzähle, bitte! Wir erzählen einander Geschichten. Permanent. Warum tun wir das? Ein Freundeskreis, ein fester Kern, einige lose Bekannte. Von ihnen allen lässt sich Daniela Geschichten vom Verschwinden erzählen. Gustav erzählt ihr von einer Frau, die auf offner Strecke aus dem Zug steigt, Josepha vom Riesen auf einer Nordseeinsel, eine nervöse Dame beichtet einen Anschlag auf das Christkind, und Olga ist verzweifelt, weil in ihrer Wohnung eingebrochen wurde, man hat ihr den Laptop gestohlen, nun ist alles weg, ihre Adressen, ihre Mails, alle ihre Aufzeichnungen. Auch die Beamten der Spurensicherung glauben an die Endgültigkeit dieses Verschwindens. Konrad erzählt von Isolde, deren neuer Freund, in den sie sich so sehr verliebt hatte, plötzlich und ohne Ankündigung vom Erdboden verschluckt zu sein scheint. Daniela kommt nicht mehr hinaus in die Welt, ist also angewiesen auf die Erlebnisse anderer. Oder ist das vielleicht nur ein Vorwand? Versucht Daniela in Wahrheit mit den Geschichten vom Verschwinden gegen das Verschwinden anzukämpfen? Denn nichts ist unheimlicher als die Lücke, die jemand hinterlässt, der verschwindet. Bald reden und schreiben alle nur noch vom Verschwinden. Das hat Daniela erreicht. Mit radikalen Auswirkungen.
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Autorenportrait
Silvia Bovenschen, geboren 1946, lebt als Literaturwissenschaftlerin und Essayistin in Berlin. 2000 wurde sie mit dem Roswitha-Preis der Stadt Bad Gandersheim und dem Johann-Heinrich-Merck-Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung ausgezeichnet, 2007 erhielt sie den Ernst-Robert-Curtius-Preis für Essayistik. Zuletzt erschienen 'Wie geht es Georg Laub' (2011), 'Wer Weiß Was' (2009), 'Verschwunden' (2007), 'Älter werden' (2006), 'Schlimmer machen, schlimmer lachen' (1990) und 'Über-Empfindlichkeit. Spielformen der Idiosynkrasie' (2000).
Leseprobe
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